Boogie Woogie (Version 1)
Instrumente der westafrikanischen Musikkultur
Als Afrikaner um die Jahrhundertwende als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden, waren sie gezwungen, weiße Sitten und Künste anzunehmen. Unter den Qualen der Sklaverei schufen sie eine vollkommen neue Ausdrucksmöglichkeit der Musik, indem sie ihr gewohntes afrikanisches Rhythmusgefühl mit den auferlegten gegensätzlichen europäischen Einflüssen vermischten.
Sie erschufen Worksongs, Gospels, Spirituals, den Blues, die Vorläufer des Charleston, Swing, Boogie Woogie, Free Jazz, Rap, Hip Hop und vieles mehr.
Passend zur Musik verbanden die Sklaven, für die der Tanz ursprünglich rein religiöser Natur war, ihr Bewegungstalent und Rhythmusgefühl mit den europäischen Paartänzen Tanz und Musik gehörte immer zusammen. Veränderte sich die Musik, so veränderte sich auch der Tanz.
Im Ahnenbaum der Tänze läßt sich als ein wesentlicher Vorläufer des Boogie Woogie Tanzes der Breakaway festmachen. Der Breakaway war ein Paartanz auf Charleston und Swingmusik, bei dem sich die Partner während des Tanzes aus der Tanzhaltung lösten und Soloschritte tanzten. Im Jahre 1927 begeisterte ein junger Tänzer Namens Shorty George Snowden mit diesem Tanz bei einem Marathontumier die Zuschauermassen.
Kurz davor endete Lindbergs grandioser Alleinflug über den Atlantik. Die große Überschrift in den Zeitungen lautete: "Lindy Hops over the Atlantik". Für die Menschen damals war das wie für uns heute die Landung des ersten Menschen auf dem Mond. Als ein Reporter nun Shorty fragte, wie der Tanz heißt, den er dort getanzt hat,
antwortete er ihm mit: "Lindy Hop. I'm doing the Lindy Hop".
Vom berühmten Savoy Ballroom (dem "home of happy feet") in Harlem, New York aus, fing der Siegeszug des Lindy an. Die Lindy Showgruppe des Savoys, Whitey's Lindy Hoppers, begann 1934 in Amerika und Europa zu touren und legte den Grundstein für die wachsende Begeisterung, die nach dem Charleston zur zweiten nationalen Tanzeuphorie führte. Lindy Hop ist ein freier Paartanz, der Einflüsse aus dem Charleston, dem Step-Tanz und den Jazztänzen hat, keine feste Tanzrichtung besitzt und aus einer Mischung aus 6 und vorwiegend 8-Count Figuren getanzt wird.
1934 bekam der Lindy Hop durch Cab Calloways berühmten Song "Jitterbug" einen zweiten Namen, unter dem er auch seine größte Bekanntheit erlangte. Es kann nicht sicher gesagt werden, ob Cab Calloway den Namen Jitterbug als erster gebraucht hat. Die Über-setzung ins Deutsche lautet Nervenbündel oder wörtlich übersetzt "Zitterkäfer", was dem Eindruck entsprach, den ein Zuschauer hatte, wenn er Lindy Hopper beim Tanzen sah. Die Swing Musik hat ihren Anfang in den schwarzen New Orleans Bands der 30er Jahre. Der große Durchbruch der Swing-Musik kam 1934 als ein weißer Bandleader, Benny Godmann, sein berühmtes Konzert in der Carnegie Hall gab und die Massen von ihren Stühlen riß. Am nächsten Tag war New York im Swing Fieber. Den Rest für eine endgültige Musik und Tanzeuphorie tat natürlich Hollywood. Damit mehr Tänzer auf der Leinwand gleichzeitig erscheinen konnten, mußte die freie Tanzrichtung des Lindy Hop eingeschränkt werden und die Hollywood Choreographen ließen ab ca. 1940 die Tänzer vermehrt in Linien tanzen.
Der Name Boogie Woogie bezeichnet zum einen eine Musikrichtung, die ihren Ursprung Mitte der 20er Jahre in den Holzfällerlagem haben soll. Es ist der Name für eine Klaviermusik mit stark rollenden Baßläufen.
Getanzt wurden zu dieser Musik Bewegungen, die heute als Jazzbewegungen und damals als Boogie Woogie bezeichnetwurden. So hört man auch auf der berühmten Aufnahme "Pinetops' s Boogie Woogie" von Pinetop Smith, wie er die Kommandos für einige Schritte gibt, u. a. auch für die "Boogie Woogie", eine Figur, bei der abwechselnd das rechte und linke Bein zusammen mit der Hüfte in einer leicht kreisenden Bewegung nach außen geführt werden.
Der große Erfolg der Boogie Woogie Musik kam über Nacht wiedereinmal nach einem Konzert in der Carnegie Hall in New York. Meade Lux Lewis, Albert Ammons und Pete Johnsonn rissen New York und das restliche Amerika in ein Boogie Woogie Fieber. Die Big Bands, die damals in den Tanzsäälen und Clubs für die Tanzmusik sorgten, spielten nun Boogie Woogie Musik in Big Band Arrangements.
Der Jitterbug bzw. Lindy Hop kam im wesentlichen erst nach dem Ende des zweiten Weltkriegs mit den GI' s nach Europa. Getanzt wurde im wesentlichen auf die damals moderne Boogie Woogie Musik. So kam es, daß der Name Boogie Woogie in Europa nicht nur für die Musik, sondem auch für den Tanz verwendet wurde.
Neben Boogie Woogie, Jitterbug und Lindy Hop wurden für den Tanz auch die Begriffe Swing oder Jive (von den Britischen Soldaten) verwendet.
Literatur:
- Info des DRBV
- Wolbert, Klaus
That´s Jazz - Der Sound des 20. Jahrhunderts
Zweitausendeins, Ffm 1997
- Pöhlert Publication Team
Jazz: 100 Jahre
K.F. Schimper Verlag, Schwetzingen 1989
- Fordham, John
Jazz
Christian Verlag, München 1994